Preisverleihungssymposium 2025
Am Abend des 16. Mai 2025 fanden erstmals Preisverleihungen durch das Deutsche Institut für Hochschulentwicklung (DIfHE) in Kooperation mit dem hlb statt. Über 160 Gäste sind zur Premiere dieser Preisverleihungsveranstaltung in der Berliner Hochschul- und Politikszene gekommen. Die fünf ausgezeichneten Projekte zeigen auf beeindruckende Weise die dynamische Entwicklung der Hochschulen für angewandte Wissenschaften in den letzten beiden Dekaden. Drei Jurys hatten zuvor aus rund 90 der eingereichten und durchweg sehr guten Vorschläge die Gewinner ermittelt. Im Rahmen dieses Preisverleihungssymposiums wurden Leistungen an den Hochschulen für angewandte Wissenschaften aus drei Kategorien gewürdigt:
Der Preis „Nachhaltige Weiterentwicklung der Hochschullehre“ des DIfHE ging an das Projekt „PRO-AKTJV“ an der Technischen Hochschule Rosenheim. Das Projektteam von fünf Professorinnen und Professoren aus der Physik und Mathematik mit Elmar Junker, Robert Kellner, Birgit Naumer, Claudia Schäfle und Silke Stanzel arbeitet seit 2011 an der Verbesserung der Lehrqualität in grundständigen Pflichtfächern. Aus den Händen des Juryvorsitzenden Prof. Dr.-Ing. Schlingensiepen nahmen die anwesenden Teammitglieder die Urkunde für den mit 10.000 Euro ausgelobten neuen Lehrpreis entgegen. Schlingensiepen begründet in seiner Laudatio die getroffene Auswahl: „Es ist gelungen, vor Ort einen ‚Spirit für professional learning and teaching‘ zu etablieren, die interdisziplinäre Vernetzung vor Ort ist gut gelungen. Das Projekt kann als Beispiel dienen, weil es direkt von Lehrenden ‚bottom-up‘ aufgebaut wurde.“ Neben dem Erfolg und der Qualität war der Jury die Nachhaltigkeit der eingereichten Projekte für neuen Lehrpreis wichtig. Diese zentrale Anforderung erfüllt das ausgewählte Projekt, da es bereits seit 13 Jahren kontinuierlich in der Lehre eingesetzt, weiterentwickelt, regelmäßig evaluiert und mittlerweile von weiteren Fachbereichen sowie hochschulübergreifend übernommen wurde. Es kommt mit den verfügbaren Mitteln dauerhaft aus, ist selbst über Fächergrenzen hinweg einsetzbar und konnte eine nachweisliche Wirkung entfalten. Eine Studie zeigt, dass sich der Studienerfolg im MINT-Bereich nachhaltig verbessert hat – so sind die Bestehensraten in Prüfungen bzw. Klausuren um 16 bzw. bis zu 40 Prozent gestiegen.
Für den Preis für Transfer und Kooperation konnte sich Prof. Dr. Michael Schuth mit der Entwicklung eines Verfahrens zur „Zerstörungsfreien Serienüberwachung von Bauteilen und Komponenten mittels Kamera-Tomografie (Shearografie mit räumlichen Phasenschieben) unter industriellen Umgebungsbedingungen“ qualifizieren. Der Juryvorsitzende Prof. Dr.-Ing. Tobias Plessing überreichte den mit 10.000 Euro dotierten Preis für Transfer und Kooperation und würdigte besonders den beeindruckenden akademischen Werdegang von Schuth. „Rund 200 betreute Masterarbeiten, ein in allen Belangen praxisrelevantes Lehrbuch und ein Arbeitsstil, der immer wieder Brücken in die Praxis schlägt,“ haben die Jury am Ende überzeugt. Seine Forschungen an der Hochschule Trier münden in ein serienreifes Messsystem zur zerstörungsfreien Qualitätssicherung. Zu diesem anwendungsorientierten Forschungsthema hat Schuth mehrere Promotionen betreut. Mit der Gründung der TENTA-VISION GmbH am Hochschulstandort Trier wird die Forschung aus den Laboren von Schuth in die unternehmerische Umsetzung transferiert. Das Start-up konnte letztes Jahr die Produktentwicklung nach rund zwei Jahren Entwicklungszeit abschließen. Der Durchbruch gelang kürzlich mit der Integration der Kameratomografie-Technologie in die Fertigung von Zellen für Elektrofahrzeuge bei einem führenden deutschen Automobilzulieferer. Anwendung wird die Technik in der Automobil- und Elektroindustrie sowie in der Luft- und Raumfahrt finden. Im nächsten Jahr ist der Verkauf von 14 Systemen vorgesehen. Noch in diesem Jahr ist ein Umsatz von einer Millionen Euro geplant und im Geschäftsjahr 2026 wird bereits eine Verdopplung des Umsatzes erwartet.
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hlb-Vizepräsident Prof. Dr.-Ing. Jörn Schlingensiepen übergibt den Preis für nachhaltige Weiterentwicklung der Hochschullehre an das Pro-Aktjv-Team der Technischen Hochschule Rosenheim.
Foto: hlb
hlb-Präsident Prof. Dr.-Ing. Tobias Plessing verleiht den Preis für Transfer und Kooperation an Prof. Dr.-Ing. Michael Schuth (links) von der Hochschule Trier. Ebenfalls auf dem Bild die Geschäftsführer der kooperierenden Firma TENTA-VISION Rune Monzel (zweiter von rechts) und Lukas Roth (rechts).
Aus den zahlreichen sehr guten Bewerbungen hat sich die Jury der Kategorie „Beste HAW-Promotion“ für drei zu würdigende Dissertationen entschieden, die mit jeweils 2.500 Euro prämiert werden. Eingereicht werden konnten Promotionsvorhaben, für die eine Betreuungsvereinbarung mit einer Professorin bzw. einem Professor einer Hochschule für angewandte Wissenschaften vorliegen. Die ausgewählten drei Dissertationsschriften überzeugten die Jury sowohl in wissenschaftlicher Hinsicht wie auch mit ihrem Praxisbezug.
Zuerst ausgezeichnet wurde Dr. rer. nat. Christian Frerichs. Frerichs forschte an der Hochschule Osnabrück zu neuen, wissenschaftlich fundierten Düngungs- und Anbaustrategien, die das Risiko für die Nitratauswaschung sowie die Emission gasförmiger Stickstoffverbindungen signifikant verringern. Gleichzeitig sollen diese Strategien dazu beitragen, die regionale Erzeugung von hochwertigem Gemüse zu erhalten.
Dr. rer. nat. Mathias Ibsen erhielt für seine Promotion am Promotionszentrum für Angewandte Informatik an der Hochschule Darmstadt ebenfalls den Promotionspreis. Forschungsschwerpunkt von Mathias Ibsen sind Gesichtserkennungssysteme und deren Verwundbarkeit durch digitale und physische Manipulationen, die die Sicherheit vieler Zugangskontrollsysteme beeinträchtigen, die mit biometrischer Erkennung ausgestattet sind. Die Dissertation entstand im Rahmen des europäischen TReSPAsS-ETN-Projekts, das eine Vernetzung mit zahlreichen „Early Stage Researchern“ (ESR) ermöglichte.
Gestiftet wurden diese beiden Preise vom Europäischen Management Institut (EMI) an der Hochschule Hof. Die Preise übergab der EMI-Vorstand, Prof. Dr. Friedwart Lender, der sich vom Werdegang der beiden Preisträger beeindruckt zeigte: „Christian Frerichs hat nach einer Berufsausbildung zum Gärtner und Gärtnermeister ein Studium aufgenommen und leitet jetzt eine mehrköpfige Forschungsgruppe an der Hochschule Osnabrück. Mathias Ibsen hat an dänischen Universitäten Informatik studiert. Sein Beispiel zeigt, dass die neuen Promotionsmodelle an HAW in Deutschland auch für internationale Studierende attraktiv sind.“
Ein weiterer Promotionspreis ging an Dr. rer. nat Vanessa Mai von der Technischen Hochschule Köln. Ihr Forschungsvorhaben ist interdisziplinär an der Schnittstelle von Mensch-Maschine-Interaktion und Coaching-Wirksamkeitsforschung angesiedelt. Vanessa Mai untersuchte den Einfluss beziehungsbildender Faktoren auf die Beziehungsgestaltung im Chatbot-Coaching. Ihr Fokus lag dabei auf der empirischen Untersuchung von Rapport, Arbeitsbeziehung und sozialer Präsenz zwischen Coach und Coachee. Die Juryvorsitzende Prof. Dr. Olga Rösch hob hervor: „Das Projekt ist interdisziplinär, bildet einen zentralen Wesenszug der Arbeit an Hochschulen für angewandte Wissenschaften ab und überzeugt durch die gute Anwendbarkeit für die Studierenden.“
Thomas Kreuzer nahm den Ehrenpreis der hlb-Bundesvereinigung entgegen. Seit vielen Jahren würdigt der hlb mit seinem Ehrenpreis Politikerinnen, Politiker und Akteure, die sich in besonderer Weise für die Entwicklung des Hochschultyps der Hochschulen für angewandte Wissenschaften verdient gemacht haben. Laudator Prof. Dr. Franz-Xaver Boos hob hervor: „Thomas Kreuzer hat die Entwicklung der Hochschulen für angewandte Wissenschaften mit einem wachen Blick und viel Weitsicht verfolgt. Er hat die Bedeutung der Hochschulen für angewandte Wissenschaften früh erkannt und sich für die Belange unseres Hochschultyps eingesetzt. Ihm ist es zu verdanken, dass mit der bayerischen Hightech-Agenda fast 400 kapazitätsneutrale Professuren an unseren Hochschulen geschaffen werden konnten. Das ermöglicht vielen Kolleginnen und Kollegen, sich auf bisher viel zu kurz gekommene Aufgaben in der anwendungsorientierten Forschung, Innovation und Transfer fokussieren zu können. Das ist beispielgebend für eine auch in anderen Bundesländern noch nachzuvollziehende Berücksichtigung der Forschungsaufgaben beim Lehrdeputat.“ Kreuzer ist Jurist und Richter a. D. Er war von 1994 bis 2023 Mitglied des Bayerischen Landtags und ab 2013 auch CSU-Fraktionsvorsitzender.
Die Jurys setzten sich aus gemischten Teams aus Professorinnen und Professoren von HAW und externen Mitgliedern zusammen. So wirkten in der Jury für den nachhaltigen Lehrpreis u. a. Dr. Antje Mansbrügge, Vorstand der Stiftung Innovation in der Hochschullehre, Stefan Göllner, Innovationsmanager im Stifterverband, sowie Prof. Dr. Peter Riegler, Leiter des Bayerischen Zentrums für Innovative Lehre (BayZiel) mit. In der Jury für die Auswahl der Promotionspreise wirkten u. a. Prof. Dr. Christian Facchi, Mitglied der wissenschaftlichen Kommission des Wissenschaftsrats, und Prof. Dr. Hartmut Ihne, ehem. Präsident der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg, mit. Zu den Mitgliedern der Jury für den Transferpreis gehörten u. a. Dr. Pascal Hetze, Leiter des Handlungsfelds „Kollaborative Forschung & Innovation“ im Stifterverband, Dr. Wilhelm Kaenders, Toptica Photonics AG in München, und Prof. Dr. Peter Ritzenhoff von der Hochschulallianz für den Mittelstand.
Für die Verleihung der drei dotierten Preise konnten Persönlichkeiten aus Wirtschaft, Politik und Gesellschaft für eine Schirmherrschaft gewonnen werden. Das Bundespräsidium des hlb dankte der Kaenders-Stiftung, Dr. Joachim Wünning sowie dem Europäischen Management Institut für die großzügige Unterstützung.
Musikalisch begleitet wurde die Veranstaltung vom Swing Ensemble der Berliner Hochschule für Technik unter der Leitung von Chrysanthie Emmanouilidou. Moderiert haben die Veranstaltung die Masterandin Lea Schmidt und der Promotionsstudent Anton Sack von der Hochschule Hof.